E-Bikes aus zweiter Hand
Kauftipps für E-Bikes aus zweiter Hand.
Wie erkennt man, ob ein Secondhand-E-Bike eher lahmer Esel als Hightechpony ist? Wir nehmen Schwachstellen wie etwa den Akku unter die Lupe und erklären, auf was zu achten ist.
Elektrovelos sind eine tolle Erfindung. Denn sie lassen Hügelzüge sowie Kilometer schmelzen und machen das Pendeln auf zwei Rädern für eine breite Bevölkerungsschicht attraktiv. Doch sie sind teuer, und je nach Marke und Modell sind derzeit die Lieferfristen sehr lange. Darum schauen sich aktuell viele E-Bike-Interessierte auf dem Gebrauchtwarenmarkt um – wie etwa den Velobörsen von Pro Velo. Da kann man durchaus ein Schnäppchen machen, denn aufgrund der schnellen technischen Entwicklung beträgt der Wertverlust neuer Elektrovelos nach gerade einmal zwei Jahren 50 Prozent – egal, wie stark das Rad beansprucht wurde.
Doch Achtung: Wer ein E-Bike aus zweiter Hand kaufen möchte, sollte sich vorgängig etwas informieren. Ansonsten läuft man Gefahr, dass sich das High-techpony als lahmer Esel herausstellt, den man nur mit grossen Folgekosten wieder auf Trab bringt – oder gar zum Metzger, sprich zum Schrotthändler, bringen muss.
Das Resultat der Akkuanalyse mit dem Kleingeschriebenen auf dem Akku vergleichen: Um wie viel Prozent ist die Kapazität im Vergleich zum Originalzustand gesunken?
Schwachstelle Akku
Das teuerste Teil des E-Bikes ist der Akku. Doch gerade dieser ist eigentlich eine Blackbox. Im Idealfall kommt das E-Bike mit einer Akkuanalyse. Diese kann man bei jedem grösseren auf Elektrovelo spezialisierten Fachgeschäft machen lassen – bei m-way etwa für 39 Franken. Aus dieser Analyse sollte hervorgehen, ob die Batterie noch in einem guten Zustand ist. Der wichtigste Wert ist die Kapazität: Um wie viel Prozent hat sie sich gegenüber den Herstellerangaben verringert? Das Alter und die Totalkilometer des E-Bikes geben keine gesicherten Rückschlüsse über den Zustand des Akkus. Denn so eine Batterie kann ausgetauscht oder auch einfach schlecht gepflegt werden. So nimmt ein Akku etwa Schaden, wenn er im entladenen Zustand oder bei tiefen Temperaturen gelagert wird.
Den akkreditierten Händlerinnen und Händlern an den Börsen von Pro Velo Kanton Zürich ist es nur erlaubt, E-Bikes auf den Platz zu bringen, für die auch tatsächlich noch Ersatzakkus hergestellt werden. Als Faustregel gilt: Je grösser und renommierter die Marke, desto länger sind Ersatzakkus erhältlich. Wir empfehlen in jeden Fall eine kurze Internetrecherche und den Neukauf des Akkus miteinzuberechnen. Um eine Preisvorstellung zu haben: Für den klassischen Flyer mit geschwungenem Rahmen und Batterie zwischen Hinterrad und Sattelrohr gibt es Ersatzakkus für rund 500 Franken.
Je grösser und renommierter die Marke des Modells und des Antriebs, desto länger sind Ersatzakkus in der Regel erhältlich – wie etwa für diesen Flyer mit einem Panasonic-Motor.
Der Motor ist meist kein Problem
Was, wenn der Motor einfach aussteigt? Eine Frage, die sich viele E-Bike-Interessierte stellen. E-Bike-Motoren gelten allerdings als wartungsarm und langlebig. Gibt es ein Problem, handelt es sich meist um einen Fehler im Herstellungsprozess, für dessen Behebung der Erstkäufer auf die Garantie zurückgreifen kann. Läuft der Motor nicht an, handelt es sich in der Regel um einen einfachen Wackelkontakt oder verschmutzte Kontaktstellen. Ist der Antrieb wirklich kaputt, muss er meist komplett ausgetauscht werden, was aber relativ selten verkommt. Allfällige Probleme verrät der Motor beim Probefahren durch Knacksen, Leerläufe oder Stottern. Kurz: wenns einfach nicht rund läuft.
Haben die Bremsscheiben bereits eine klar fühlbare Rille oder einen spürbaren Grat aussen, gehören sie bald ersetzt.
Achtung Verschleissteile
Die Verschleissteile sind bei jedem Velo – egal ob Bio-Bike oder E-Bike – dieselben. Allerdings werden Kette und Kassette bei einem E-Bike überdurchschnittlich beansprucht, weil die Kraft vom Motor auf die Räder über diese Komponenten übertragen wird. Den Zustand der Kette misst man mit einer sogenannten Kettenlehre. Sie wird auf die Kette gelegt, und wenn ihre beiden Enden ohne Widerstand zwischen die Glieder fallen, ist dies ein Zeichen, dass die Kette sich bereits zu fest gedehnt hat und ersetzt gehört. Wenn man mit dem Ersatz der Kette zu lange wartet, muss auch die Kassette erneuert werden. Auch die Bremsen werden bei einem E-Bike stärker beansprucht. Klingt es beim Bremsen metallisch, sind die Bremsbeläge durch. Auch ein Griff auf die Bremsscheiben ist sinnvoll: Sind sie bereits hauchdünn und haben eine klar fühlbare Rille oder einen spürbaren Grat aussen auf der Oberfläche, gehören sie ausgetauscht.
Nabenschaltungen und Riemenantriebe sind weniger wartungsintensiv. Diese Komponenten sind in der Regel teurer als die konventionelle Ausstattung mit Kette, Kassette und Umwerfer, aber eben auch viel robuster.
Die Qualität der Komponenten
Für Laien ist es schwierig, die Qualität der verschiedenen Bestandteile eines Velos einzuschätzen. Die Komponenten kommen in so vielen verschiedenen Marken, Bezeichnungen und Ausführungen. Als Faustregel gilt: Nabenschaltungen und Riemenantriebe sind weniger wartungsintensiv. Diese Komponenten sind in der Regel teurer als die konventionelle Ausstattung mit Kette, Kassette und Umwerfer, aber eben auch viel robuster. Wer allerdings einen schweren Anhänger ziehen will oder regelmässig auf einer Bergstrecke unterwegs ist, muss darauf achten, dass die Nabe genügend Gänge anbietet. Sowieso ist in diesem Fall eine Testfahrt am Berg oder eben mit Anhänger zu empfehlen.
Händler versus Privatperson
Wer auf Nummer sicher gehen will, kauft das E-Bike aus zweiter Hand beim Velohändler seines Vertrauens. Am besten handelt es sich dabei um die Inhaberin oder den Inhaber eines auf Elektroantriebe spezialisierten Fachgeschäfts. In diesem Fall kommt das E-Bike direkt aus dem Service, sollte gut gewartet sein – und im Schadenfall kann man auf die Kulanz der Händlerin oder des Händlers hoffen. Der Vorteil bei privaten Verkäuferinnen oder Verkäufern: Bei Privatpersonen kann man in der Regel den Preis eher drücken, vor allem wenn die Leute das Bike einfach loswerden wollen. Etwa weil sie schon ein neues im Keller haben oder weil sie gemerkt haben, dass sie das Elektrovelo gar nicht brauchen. Macht das Bike später Probleme, muss man allerdings allein damit fertig werden.
Mit Vorzug ein Bike mit Papieren
Gut gewartete E-Bikes, insbesondere von Premium-Marken, kommen oft mit einem Serviceheft, in dem alle Reparaturen vermerkt sind. Aber auch schon eine Quittung vom letzten Service ist gut. Darauf ist im Idealfall nicht nur das Datum, sondern auch der Kilometerstand vermerkt. Diesen vergleicht man dann mit dem Kilometerstand auf dem Tacho. Ein E-Bike gehört jährlich oder zumindest nach 3000 Kilometern in den Service.
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