Was verbessert sich an der Langstrasse tatsächlich?
Neues von der Langstrasse: Viel Farbe – und schnelleres Vorwärtskommen für Mutige.
Wir begrüssen die Velomassnahmen rund um die Langstrassenunterführung. Aber etwas Farbe macht noch keine Veloinfrastruktur.
Kaum hat Stadträtin Karin Rykart das Wort ergriffen, sprengen die Velo Mänsche Züri die Medienkonferenz zu den Velomassnahmen rund um die Langstrassenunterführung. Mit Verbänden um den Kopf und Pflästerli im Gesicht verleihen sie der Vorsteherin des Sicherheitsdepartements den «goldenen Randstein» – derweil über der Unterführung ein violettes Transparent mit der Aufschrift «Farbe ≠ Infrastruktur. Velostadt Zürich bauen statt malen» im Wind flattert.
Linksabbiegen nur für Mutige
Neu gibt es unter den Gleisen in beide Richtungen je einen zwei Meter breiten Velostreifen sowie je einen Velosack für Velofahrende, die links abbiegen wollen. Stadtrat Wolff räumt ein, dass das Linksabbiegen anspruchsvoll sei und wahrscheinlich nur von den «coolen Lockeren und schnellen Mutigen» gewagt werde.
Die weniger Mutigen können nach wie vor durch die Nebentunnel fahren. In dieser Mischzone kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Konflikten mit Zufussgehenden und gar zu Unfällen. Die Nebentunnel sind den Velofahrenden künftig nicht verboten, werden durch die Massnahme aber etwas entlastet.
Versprechen für die Zukunft
Die Stadt kommuniziert die neuen Markierungen als Sofortmassnahmen und verspricht für die Zukunft bessere Lösungen: «Langfristig wollen wir die Nebentunnel von vier auf sechs Meter verbreitern, um mehr Platz fürs Velo zu gewinnen», so Tiefbauvorsteher Richard Wolff. Hier sei man in Verhandlung mit den SBB, die zahlreiche Strom- und Datenleitungen in den Tunnelwänden verlegt hätten, per Frühling 2022 hoffe man auf eine Einigung – und per 2026 auf die Umsetzung.
Bauliche Massnahme nur dank Einsprache
Pro Velo Kanton Zürich begrüsst die Sofortmassnahmen, ist aber mit den jungen Velobewegten einig: Markierungen alleine reichen nicht. Die einzige bauliche Massnahme, welche das Tiefbauamt aktuell bei der Langstrassenunterführung realisiert hat, geht auf eine unserer Einsprachen zurück. Denn an der Ecke Lagerstrasse/Langstrasse hatten sich die Behörden bei der Neugestaltung im Jahr 2018 nicht an die ausgeschriebenen Pläne gehalten. Darum war die Stadt gezwungen, den Asphalt an diesem Knoten nochmals aufzureissen. Neu werden Velofahrende nicht mehr von einer Fussgängerinsel gestoppt, sondern können ohne Umweg über eine absatzlose Velofurt Richtung Hauptbahnhof einspuren.
Von der Lagerstrasse…
…Richtung Helvetiaplatz gibt es neu mitten auf der Strasse eine Wartezone. Zu hoffen ist, dass die Lichtanlagen den Velofahrenden hier immer freie Fahrt bescheren – ansonsten wirds ungemütlich.
Von der Lagerstrasse…
…in die Unterführung ist der Velostreifen um die Kurve auf rund 15 Metern inexistent. Hier Achtung vor rechtsabbiegenden Autos: Sie fahren gleichzeitig los wie die Velofahrenden – und schneiden allenfalls die Kurve.
Von der Unterführung…
…in die Lagerstrasse kommen nur Mutige auf dem direkten Weg. Es gibt zwar einen Velosack vor dem Lichtsingal, aber das Wechseln auf die Spur zum Linksabbiegen ist nur was für Wagemutige.
Die Historie der Langstrasse
Seit 35 Jahren verspricht die Stadt eine velofreundliche Lösung für die Langstrasse im Kreis. Hier der Überblick über rund vier Dekaden.
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