Die Critical Mass darf wieder rollen

Die Critical Mass darf wieder rollen

Critical Mass Zürich entkriminalisiert.

Velofahrende dürfen am letzten Freitag im Monat wieder gemeinsam durch die Stadt Zürich fahren, ganz legal. Allerdings gelten ein paar neue Regeln.

Seit April 2024 stellt das Kollektiv «Zäme Velofahre» jeden Monat ein Gesuch, damit die Stadt die Critical Mass offiziell bewilligen kann. Das Vorgehen hat sich bis dato bewährt, und die Polizei zeigte sich jeweils zufrieden mit dem Verhalten der CM-Teilnehmenden.

Zwecks Legalisierung der CM fanden im Winter 2024 mehrere Gespräche zwischen Mitgliedern der städtischen Velokommission und dem Sicherheitsdepartement statt. Bei diesen Verhandlungen war Pro Velo Zürich mit von der Partie. Unsere Arbeit bestand vor allem im Vermitteln zwischen den Bedürfnissen der Velocommunity auf der einen Seite und jenen des Sicherheitsdepartements auf der anderen. Zudem konnten wir mit der  Velodemo für die Critical Mass am 23. März 2024 mit rund 5000 Teilnehmenden den Druck auf die Behörden erhöhen.

Jetzt, da die CM wieder rollt, hat sich Pro Velo wieder zurückgezogen. Das Kollektiv «Zäme Velofahre» ist ein loser Verbund von Menschen aus der Velocommunity. Pro Velo hat keine aktive Rolle in diesem Gremium. Und das Kollektiv selber betrachtet sich auch nicht als Organisatorin der CM, sondern hat einzig die Aufgabe übernommen, monatlich eine Bewilligung einzuholen.

Repression an der CM Zürich

Ein Teilnehmer der Critical Mass wird im September 2023 von der Polizei verzeigt. 

Was weiterhin gilt

Die meisten der gewohnten und bewährten Gepflogenheiten der Veloausfahrt bleiben erhalten:

  • Die Besammlung findet am letzten Freitag des Monats um 18.45 Uhr auf dem Bürkliplatz statt.
  • Die Routenwahl geschieht spontan durch die vorne fahrenden Teilnehmenden.
  • Die Sicherung der Velo-Ausfahrt und die Verkehrsregelung findet selbstständig durch alle Teilnehmenden statt (d.h. mittels  «Corken» von Strassenquerungen).
  • Während der CM darf mit Lautsprechern Musik abgespielt werden.

Neu gelten jedoch weitere Regeln

  • Es gibt einen, zuvor in Absprache mit Velofahrenden und dem Sicherheitsdepartement definierten Perimeter, in welchem die CM sich frei bewegen darf. Derzeit ist das entweder die linke oder die rechte Seite der Limmat (Fliessrichtung). Davon ausgenommen ist der Kreis 1, der auf einer vordefinierten Route zu verlassen ist.
  • Das Wenden mit unmittelbarer Rückfahrt über die gleiche Strasse ist zu unterlassen.
  • Vom Besammlungsort Bürkliplatz aus gibt es eine definierte Abfahrtszeit (19:15) und eine definierte Abfahrtsroute in den Perimeter (General-Guisan-Quai, Tunnelstrasse)
  • Es gibt einen definierten Endpunkt und eine fixe Endzeit (22:30 auf dem Helvetiaplatz)
  • Diese Beschränkungen dienen der Aufrechterhaltung des öffentlichen Verkehrs durch die VBZ während der Velo-Ausfahrt.
  • Weiter muss die CM jeden Monat neu mit dem Bewilligungsformular beantragt werden.
Demonstration für die Critical Mass im März 2024

Die Demonstration für die Critical Mass im März 2024. 

Was ist die Velokommission

Die Velokommission ist ein beratendes Gremium des Zürcher Stadtrates, welches sich dreimal pro Jahr zu Fragen der Veloförderung und anstehenden Bauprojekten austauscht. Es setzt sich zusammen aus jeweils einer Person der im Gemeinderat vertretenen Parteien sowie weiteren verkehrspolitischen Organisationen. Die Mitglieder der Velokommission werden vom Stadtrat einberufen.

Was ist die Critical Mass?

Die Critical Mass (CM) ist ein spontaner, nicht-organisierter Umzug von Velofahrenden, die jeweils am letzten Freitag des Monats zusammenfinden. Die weltweite Bewegung versteht sich als Teil des Individualverkehrs. Darum versteht sie sich nicht als Demonstration und sie verfolgt auch keine politischen Ziele. Was anno 1992 in San Francisco seinen Anfang nahm, ist in Zürich fürs Jahr 1997 erstmals dokumentiert –  und ist in den letzten 27 Jahren zu einer lebendigen Tradition mit mehreren Tausend Personen angewachsen.

Obwohl sich die Critical Mass als Verkehr und nicht als Demo versteht, wurde das Einholen einer Bewilligung in der Stadt Zürich nötig. Denn in Folge einer politisch motivierten Beschwerde entschied der Statthalter im Juli 2023, dass die Critical Mass in unserer Stadt bewilligungspflichtig sei. Fortan wurde Velofahren in Gruppen am letzten Freitag im Monat durch polizeiliche Repression drastisch eingeschränkt und weitgehend unterbunden. 

Die Historikerin Nadine Zberg forscht zu urbanen Protesten und zur Erneuerung der Stadt. Wir haben sie gefragt, wie die Critical Mass im historischen Kontext einzuordnen ist – zum Interview.

Critical Mass Madonna del Ghisallo

Auch die Madonna del Ghisallo muss an der kommenden CM keine Repression mehr befürchten. 

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