Zehn Learnings aus Kopenhagen 

Zehn Learnings aus Kopenhagen 

Veloförderung in zehn Schritten: Ein Anleitung für Behörden – und Aktivistinnen und Aktivisten.

Wie fördert man das Velo erfolgreich? Wir haben uns in Kopenhagen umgehört. Hier unsere Top-10-Erkenntnisse.  

1. Für die zukünftigen Velo-Massen bauen

Baue die Infrastruktur – die Velos werden kommen! Das lässt sich in Kopenhagen bei etlichen Brücken über den Hafen eindeutig zeigen. Wurde die Brygge-Brücke auf 7000 Velofahrende am Tag ausgelegt, queren heute 20 000 Velos am Tag die besagte Stelle.

2. Testen, testen, testen

Pop-up-Velowege in diversen Städten haben gezeigt, was kurzfristige Massnahmen auslösen können. Anstatt am Schreibtisch etliche Varianten durchzuplanen und wieder zu verwerfen, sollen kurzfristige und temporäre Lösungen als Tests genutzt werden – damit werden Ängste abgebaut. Tactical Urbanism als Weg zu einer velofreundlichen Stadt!

3. Messen, messen, messen

Nur was zählt, zählt! Bezüglich verlässlicher Daten zum Veloverkehr hinken wir im Vergleich zu anderen Verkehrsarten Jahrzehnte hinterher. Mehr Fakten durch Messungen, mit Zählstellen, Apps und Umfragen sind unerlässlich für künftige Planung – hier ein Blick auf Zahlen aus Dänemark.

Geplante Velobrücke über das Gleisfeld in Zürich: Baue die Infrastruktur – die Velos werden kommen!

Geplante Velobrücke über das Gleisfeld in Zürich: Baue die Infrastruktur – die Velos werden kommen! 

Grafik: Stadt Zürich

4. Gute Beispiele zeigen und visualisieren

Anstatt von Spurreduktion und Parkplatzabbau zu sprechen, müssen wir Bilder und Visualisierungen von einer lebenswerten Stadt zeigen! Umgestaltete Strassen mit mehr Platz für Menschen sind durchs Band Erfolge; niemand will zurück zur Blechwüste – hier die Doktorarbeit zum Thema. 

5. Nachhaltige Kampagnen mit VELOSTADT branden

Eine gute Kampagne ist die, die auch nach ihrem Ende noch deutlich sichtbar bleibt. So wie die Kampagne «Aarhus Cykelby», die auch längst nachdem kein Geld mehr zur Verfügung stand, an Zählstellen und Velopumpen im öffentlichen Raum Präsenz markiert und die Erwartungen der Bevölkerung an eine velofreundliche Stadt weiterhin hochhält!

6. Vorteile für die Volksgesundheit – das beste Argument!

Velofahren hat ganz viele Vorteile – das wissen wir alle. Was aber in Dänemark am besten zieht, um die Veloförderung politisch zu begründen, ist nicht etwa das Klimaargument, sondern die Volksgesundheit. Wer Velo fährt, tut immer gleichzeitig Gutes für das eigene physische sowie psychische Wohlbefinden und fehlt weniger bei der Arbeit – hier ein paar Fakten zu den gesundheitlichen Vorteilen des Velofahrens. 

7. Wir brauchen eine Fachstelle, die Verantwortung übernimmt

Die direkten und unterbruchfreien Verbindungen von der Agglomeration in die Stadt können nicht im Alleingang oder nur so nebenbei umgesetzt werden. Es braucht eine übergeordnete Koordination sowie den Willen der beteiligten Gemeinden. Darum gibt es in der Grossregion Kopenhagen eine eigene Organisation: Sie garantiert den Bau und die Qualität der Cycle-Super­highways.

8. Erfolg der Eine-Richtung-Radwege

Konsequente Eine-Richtung-Radwege vereinfachen die Situation an Knoten und sind für alle Beteiligten glasklar und intuitiv; Querungen und Konfliktpunkte sind gering. In dichtem Gebiet sind Eine-Richtung-Radwege um ein Vielfaches besser als Zwei-Richtungen-Radwege.

9. Gute Leute braucht die Chef-Etage der Verwaltung!

Die Verwaltung hat einen riesigen Hebel und kann sowohl Veloprojekte jahrelang verschlampen als sie eben auch massgeblich vorwärtstreiben. Wichtig ist, dass der Umbau zur Velostadt auch in der Chefinnenetage in der Verwaltung prioritär behandelt wird und das Mind-Set stimmt.

10. Die Lautesten sind häufig nicht die Mehrheit

Auch in der bekannten Velostadt wird bei jeden Parkplatz-Abbau laut ausgerufen. Die Resultate von Umfragen in Kopenhagen zeigen jedoch, dass eine deutliche Mehrheit fürs Velo ist. Dasselbe gilt bei uns: Vergangene Veloabstimmungen wurden mit über 70 Prozent Zustimmung angenommen, etwa der Velotunnel am HB oder die Initiative für sichere Velorouten. Die Zahlen sprechen für sich und legitimieren jegliche Verbesserungen fürs Velo. Immer.

About The Author

Yvonne Ehrensberger

Geschäftsleiterin Pro Velo Kanton Zürich

1 Comment

  1. Heike REcktenwald

    Finde den Unterschied. In Kopenhagen baut man Velostrassen in Zürich plant man Velosträsschen. Bis die jetzige Planung der Veloinfrastruktur umgesetzt wird, wird sie längst schon wieder zu klein sein. Denn es werden immer mehr VelofahrerInnen und nicht weniger.

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