Vom Auto aufs Velo gekommen

Vom Auto aufs Velo gekommen

Porträt Velohändler Denis Alic von 2 Rad Zürich.

Der Automechaniker Denis Alic hat vor zehn Jahren ein Velogeschäft im Kreis 4 in Zürich eröffnet – eine Erfolgsgeschichte auf zwei Rädern. 

Schöne alte Velos in allen Farben. Darunter viele Rennräder italienischer Marken wie Bianchi, Colnago oder Pinarello. Alle mit neuen Reifen bestückt und fein säuberlich herausgeputzt. Für Liebhaber von edlen Stahlrössern aus vergangenen Tagen ist der Laden 2 Rad Züri von Denis Alic an der Kanzleistrasse 115 in Zürich eine wahre Fundgrube. Der absolute Hingucker ist aktuell etwa die hellblaue Rarität der Marke Andy Muff aus dem Jahr 1974, die gleich auf Augenhöhe neben dem Eingang schwebt.

Als Jugendlicher war Alic wie viele seiner Kollegen von lauten Benzinmotoren und vielen Pferdestärken fasziniert. Darum entschied sich der gebürtige Zürcher für eine Lehre als Lastwagenmechaniker und arbeitete anschliessend mehrere Jahre auf dem Beruf.

Rarität von Andy Muff im Veloladen von Denis Alic.

Vom Auto aufs Velo gekommen

Zu seinem Veloladen im Kreis 4 kam der Jungunternehmer via Velobörse von Pro Velo Kanton Zürich. Denn dort verkaufte er ab 2004 gemeinsam mit seinem Vater Secondhand-Velos, die er in seiner Freizeit auf Vordermann brachte. Bald merkten die beiden, dass sich mit hippen Traditionsmarken gutes Geld machen liess – und gleichzeitig veränderte sich das Berufsbild des Automechanikers.

«Heute wird an Autos fast nichts mehr repariert. Man baut aus und ersetzt ganze Bauteile. Und oft liegt das Problem sowieso bei der Elektronik beziehungsweise der Software», sagt der 36-Jährige mit etwas Wehmut in der Stimme. Auch sei es viel schwieriger, eine Autogarage zu eröffnen als einen Veloladen: «Ich habe einige Kollegen, die es mit Autos versucht haben – und gescheitert sind.»

Mit dem Auto zum Erfolg

Bei Denis Alic hingegen läuft das Geschäft seit zehn Jahren rund. 2011 hat er das Ladenlokal an der Kanzleistrasse übernommen. Der Vermieter war zu Beginn skeptisch. Nicht etwa, weil er einen schlechten Eindruck von Alic hatte, sondern weil es gegenüber bereits einen Veloladen gab und ein paar Schritte weiter noch einen zweiten.

«Nimm es», habe ihm sein Vater damals geraten, «mit zwei Veloläden, der Velobörse und dem Kanzleiflohmarkt in der Nähe ist die Lage perfekt.» Wirtschaftsexperten sprechen hier auch vom Clustervorteil. Kundinnen und Kunden, die ein bestimmtes Produkt suchen, müssen nicht durch die ganze Stadt rennen, sondern können gleich bei mehreren Anbietern vorbeischauen. Heute ist Vater Alic, der eigentlich Elektriker ist und lange als Radiomoderator gearbeitet hat, bei seinem Sohn angestellt.

Komponenten von alten Velos im Laden von Denis Alic.

Das Velo als Wandschmuck

Zum Erfolg beigetragen hat auch, dass Denis Alic ein passionierter Schrauber ist und keine halben Sachen macht. Er liebt Herausforderungen, die den Bastler ihn ihm wecken. Zudem macht es ihm richtig Spass, unter den vielen Ersatzteilen in seinem Lager die für das jeweilige Velo passende Komponente zu finden.

Das führt dazu, dass bei 2 Rad Züri schon manch einer oder eine ein Velo erstanden hat, das viel zu schön und zu wertvoll für die Strassen von Zürich ist. Und so hat der Velorestaurateur schon mehrmals gestaunt, dass die Leute das jeweilige Velo gar nicht testfahren wollten – weil es «nur» als Ausstellungsobjekt fürs Wohnzimmer gekauft wurde.

About The Author

Andrea Freiermuth

Leiterin Kommunikation & Events bei Pro Velo Kanton Zürich

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