Uster steigt um – wir schauen hin

Uster steigt um – wir schauen hin

Uster macht sich fit für die Verkehrswende.

In der drittgrössten Stadt des Kantons Zürich tut sich was fürs Velo. Warum in Uster vieles gut läuft – und warum wir trotzdem Einsprachen schreiben müssen.

In der Stadt Uster passiert gerade auffällig viel Gutes für das Velo. Die Gemeinde beteiligt sich an diversen Veloförderprojekten, macht mit verschiedenen Pilotprojekten von sich reden und ist in der letzten Ausgabe des Prix Velo in der Kategorie «Mittelgrosse Städte» auf den 2. Platz gefahren. Was beziehungsweise wer treibt diese Entwicklung voran? Was können andere Gemeinden von Uster lernen? Und warum sind derzeit dennoch zwei Bauprojekte aufgelegt, bei denen Pro Velo Einsprache erheben muss.

Uster ist velotechnisch eigentlich ein schwieriges Pflaster: In den 90er-Jahren wurden hier 19 Kreisel gebaut, zudem wird die Stadt durch die Bahnlinie zweigeteilt. 2020 aber ging ein Ruck durch die Gemeinde: Mit der Initiative «Für sichere und durchgängige Velowege» hat sich die Bevölkerung deutlich fürs Velo ausgesprochen und ein Jahr zuvor hat der Stadtrat ein neues Stadtentwicklungskonzept mit verbindlichen Vorgaben festgesetzt unter dem Slogan «Uster steigt um!». Einer von vier Leitsätzen lautet «Uster fördert den Fuss- und Veloverkehr» – mehr dazu hier.

Uster macht Nägel mit Köpfen

Einverstanden: Solche Papiere gibt es in vielen Gemeinden. Und allzu oft verschwinden sie in einer Schublade. In Uster jedoch macht man Nägel mit Köpfen. Auf Stadtgebiet sind in den vergangenen Jahren 2975 Meter neue Radstreifen, sechs öffentliche Pumpstationen, vier Velozählstellen, ein Bike-Trail sowie eine Velowaschanlage entstanden. Die Stadt beteiligt sich an den Pro-Velo-Förderprojekten Cyclomania und Bike to Work, nimmt Lob und Tadel von Velofahrenden über die Bewertungsplattform Bikeable entgegen und lädt Velofahrende zwei Mal im Jahr zu einer gemeinsamen Befahrung ein. Im Fokus stehen dabei umgesetzte Massnahmen sowie künftige Projekte, darunter auch Pilotversuche.

Mit der schmalen Kernfahrbahn auf der Brandstrasse ist eines dieser Verkehrsexperimente bereits umgesetzt und wird auch beibehalten. Eine Kernfahrbahn ist eine Strasse, auf der beidseitig ein Velostreifen, aber keine Leitlinie in der Fahrbahnmitte markiert ist. Damit erhält das Velo mehr Sichtbarkeit. Das neue Konzept wird an vier weiteren Stassenabschnitten getestet. Zwei weitere Pilotprojekte sind in der Pipeline. Leider dürfen wir an dieser Stelle noch nicht darüber berichten.

In der drittgrössten Stadt des Kantons Zürich tut sich was fürs Velo. Warum in Uster vieles gut läuft – und warum wir trotzdem Einsprachen schreiben müssen.

Die Brandstrasse: Pilotstrecke für eine schmale Kernfahrbahn.

Der Faktor Mensch

Aber zurück zur Frage: Warum gerade Uster? Es gibt nicht den einen Grund, warum in der Stadt am Greifensee gerade so viel in Bewegung ist. Die deutliche Annahme der Veloinitiative und die linksgrüne Regierung sind zwar wichtig, aber am Beispiel von Zürich zeigt sich, dass dies bei Weitem noch nicht reicht. Wir vermuten, dass in Uster unter anderem die kurzen Wege den Unterschied machen. Und dies nicht nur auf Gemeindegebiet, sondern auch in der Verwaltung: Das Velo ist in einer Stadt mit den Dimensionen von Uster einfach ein optimales Fortbewegungsmittel. Auch ist die Verwaltung genügend gross, um professionell zu arbeiten und klein genug, um von kurzen Kommunikationswegen zu profitieren.

Zu guter Letzt ist da der Faktor Mensch: namentlich der Verkehrsplaner Christian Ochsner, ein passionierter Mountainbiker und Velopendler, der sich innerhalb der Verwaltung konsequent fürs Velo einsetzt. Wobei er kein Einzelkämpfer ist, sondern auf die Unterstützung sowohl seiner direkten Vorgesetzten, seiner Kolleginnen und Kollegen vom Tiefbau wie auch des Vorstehers der Abteilung Bau zählen darf. Zusammen ziehen sie auf verschiedenen Hierarchie- und Bearbeitungsstufen gemeinsam in die richtige Richtung – und arbeiten auch gut mit den Veloverantwortlichen im Kanton zusammen.

Verkehrsplaner Christian Ochsner ist passionierter Mountainbiker und Velopendler.

Verkehrsplaner Christian Ochsner ist passionierter Mountainbiker und Velopendler.

About The Author

Andrea Freiermuth

Leiterin Kommunikation & Events bei Pro Velo Kanton Zürich

Leave a reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Pin It on Pinterest

Share This