Wenn Holländer in Zürich Velo fahren
Die Dutch Cycling Embassy auf einer Rundfahrt durch Zürich.
Anfang März besuchte eine Delegation der Dutch Cycling Embassy die Stadt Zürich. Rund ein Dutzend Holländerinnen und Holländer kamen mit Pro Velo auf eine Rundfahrt – und verstanden dann und wann die Welt nicht mehr.
Die Langstrasse vor uns wird gerade von einem LKW-Fahrer blockiert. Hinter uns lärmt das Martinshorn einer Ambulanz. Und dazwischen eingeklemmt ist Pro-Velo-Geschäftsleiterin Yvonne Ehrensberger mit einer Horde Holländern auf Publibikes. Sie sind Teil einer Delegation der Dutch Cycling Embassy, ein Netzwerk, das die holländische Lösung für nachhaltige Mobilität im Ausland bekannter machen will. Unter den Teilnehmenden sind viele Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner, die verstehen wollen, warum man sich hierzulande so schwer mit dem Veloverkehr tut.
Man beachte: Die Holländerinnen und Holländer tragen keine Helme – so wie sie sich das auch zu Hause gewohnt sind.
Plaudernd auf der Velovorzugsroute
Gerade noch rechtzeitig vor dem Aufschliessen der Ambulanz kann sich die Gruppe auf die Piazza Cella retten, dem ersten Stopp auf der Rundfahrt durch Zürich. Hier erzählt Yvonne Ehrensberger von der Pro-Velo-Petition für eine velofreundliche Langstrasse und wie diese nach rund zwanzig Jahren zumindest teilweise umgesetzt wurde. In diesem Zusammenhang erwähnt sie auch den Velotunnel unter dem HB, dessen Geschichte sogar bis in die 80er-Jahre zurückreicht. Die Gruppe staunt, dass die Dinge bei uns so lange dauern und einer meint: «Wow, ihr habt aber einen anstrengenden Job.» Gleichzeitig wird Verständnis für die Autofahrenden geäussert, die in der Langstrasse ins Fahrverbot fahren: «Da hat es ja auch unglaublich viele Schilder.»
Anschliessend geht es weiter Richtung Bullingerplatz und Baslerstrasse bis zum Letzigrund. Beim zweiten Stopp fragt Pro-Velo-Frau Ehrensberger nach dem Befinden, nach dem Fahrgefühl auf den bisherigen Strassenabschnitten. In guter Feedbackmanier lobt die erste Stimme den Bullingerplatz. Auch wird der neuen Vorzugsroute ein gutes Sicherheitsgefühl attestiert. Einverstanden, die Holländerinnen und Holländer haben auch gleich ganz selbstverständlich die ganze Fahrbahn für sich eingenommen und sind fröhlich nebeneinander plaudernd hinter der Pro-Velo-Geschäftsleiterin hergefahren – was um die Mittagszeit auch problemlos möglich ist.
Yvonne Ehrensberger, Geschäftsführerin von Pro Velo Zürich, erklärt den Besuchern aus Holland das Veloregime auf der Hardbrücke.
Was machen diese LKWs hier?
In der weiteren Diskussion kommt dann aber doch Kritik: «Grün, Gelb, Rot. Es hat etwas viele Farben auf dem Strassenbelag.» Jemand meint: «Mir wäre es als Autofahrender nicht klar, dass es sich hier um einen Korridor für Velofahrende handelt». Und auf der Höhe des Stadions Letzigrund fragt einer der Teilnehmenden mit leichtem Entsetzen im Gesicht: «Was machen all diese Lastwagen auf den Parkplätzen hier?» Für die Holländer ist unverständlich, warum man diese LKW-Parkplätze mit der Eröffnung der Velovorzugsroute nicht abgebaut hat.
Richtig konsterniert sind die Teilnehmenden nach der Überquerung der Hardbrücke, beziehungsweise der Fahrt durch die Bushaltestelle. Sie verstehen zwar, dass man Planungsfehler machen kann, aber sie begreifen nicht, warum es keinen Fahrplan gibt, um diese zu beheben. Zumal die Lösung doch so einfach sein könnte: «Warum baut man nicht einfach eine Autospur ab?»
Das fände Pro Velo natürlich auch die beste Lösung. Doch bekanntlich ist dies in Zürich nicht so einfach, vor allem nicht, wenn es sich dabei um eine Spur auf der Hardbrücke handelt …
Wie würden die holländischen Planerinnen und Planer vorgehen, wenn sie in unserer Stadt leben würden? «Setzt den Fokus auf die Sicherheit! In Holland hat alles mit der Sicherheit begonnen. Wenn sich die Menschen sicher fühlen, werden sie umsteigen – und dabei merken, dass das Fahrradfahren nicht nur Spass macht, sondern auch praktisch und schnell ist.» Gleichzeitig müsse man die Ängste der Menschen, die sich vor dem Wandel fürchten ernst nehmen. Nur wenn sie sich verstanden fühlten, seien sie bereit zuzuhören – und damit zugänglich für alternative Lösungen.
Ja was soll man sagen, gut beobachtet von den Niederländern…und man hört den Schock der Zürcher:innen über dieses entspannte Velo fahren…
Ja es gibt noch viel zu tun.