Fuss vom Gas auf Unfallstrecken

Fuss vom Gas auf Unfallstrecken

Am Albispass und um den Irchel kam es immer wieder zu Unfällen. Jetzt hat man reagiert.

Innerorts generell Tempo 50 und ausserorts Tempo 80, dieses System wird immer häufiger hinterfragt – und das ist gut so.

Am Albispass wird nach einem einjährigen Verkehrsversuch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nun definitiv auf Tempo 60 reduziert. Auf der kurvigen Strecke und nationalen Veloroute um den Irchel zwischen Berg am Irchel und Teufen gilt seit 2020 ebenfalls Tempo 60. Die Hauptgründe und die grossen Vorteile liegen auf der Hand: Bei tieferen Geschwindigkeiten sind die Lärmemissionen geringer und Unfälle nehmen ab – dank kürzerer Bremswege und mehr Reaktionszeit. Kling nach einer sehr einfachen Massnahme – einmal Schild austauschen und gut ist.

Doch die Realität ist eine andere. Die Anzahl von Tempo-60-Strecken im Kanton ist überschaubar. Die Forderungen, die in erster Linie von den Anwohnenden und betroffenen Gemeinden kommen, brauchen Überzeugung, Gutachten und somit oft Jahre, bis sie effektiv zur Umsetzung kommen. Die Gegenargumente sind etwa: Kein Bedarf, nicht verständlich, man möchte die Autofahrenden nicht kriminalisieren und partout zu Rasern machen.

Am Albispass wird nach einem einjährigen Verkehrsversuch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nun definitiv auf Tempo 60 reduziert.

Am Albispass wird nach einem einjährigen Verkehrsversuch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nun definitiv auf Tempo 60 reduziert.

Die Zahlen sprechen Klartext

Das System schützt nach wie vor die freie Fahrt bis zur Maximalgeschwindigkeit. Und ausserdem gelte ja die Eigenverantwortung, denn das Gesetz schreibt vor: «Die Geschwindigkeit ist stets den Umständen anzupassen, namentlich den Besonderheiten von Fahrzeug und Ladung, sowie den Strassen-, Verkehrs- und Sichtverhältnissen.» (Art. 32 Abs. 1 SVG) Und doch kam es am Albispass und um den Irchel immer wieder zu Unfällen. Es ist also durchaus angebracht und offenbar notwendig, Personen vor sich selbst zu schützen.

Zudem verbessern tiefere Geschwindigkeiten nachweislich auch die Sicherheit von Personen ausserhalb der Fahrzeuge. Das ist insbesondere für Velofahrende wichtig. Denn wir sind im Schnitt mit einer Geschwindigkeit von rund 20 bis 25 Kilometer pro Stunde unterwegs. Je höher die Geschwindigkeiten der Verkehrsteilnehmenden, desto gefährlicher wird es – das sagt nicht nur das subjektive Sicherheitsgefühl, sondern auch die Unfallstatistik.

Es ist an der Zeit, die festgefahrenen Geschwindigkeitsgrundsätze zu überdenken, so wie es jetzt bei der vermehrten Umsetzung von Tempo 30 auch geschieht. Damit wäre der Spielraum für die Umsetzung von sicheren Velorouten auf Ausserortsstrecken grösser – es kämen nicht nur neue gebaute Radwege infrage, sondern ressourcensparend auch die Reduktion des motorisierten Verkehrs in Zusammenhang mit grosszügigen Temporeduktionen.

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Yvonne Ehrensberger

Geschäftsleiterin Pro Velo Kanton Zürich

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