Rückschritt fürs Velo an der Kornhausstrasse

Rückschritt fürs Velo an der Kornhausstrasse

Der Randstein kommt weg und der Veloweg wird zum ebenerdigen und Velostreifen.

An der Kornhausstrasse baut die Stadt einen von der Fahrbahn abgesetzten Veloweg zurück. Damit erntet sie Unverständnis und sendet das falsche Signal.

Der Radweg könnte breiter sein, der Belag geschmeidiger, und manchmal nerve ich mich auch über langsame Velofahrende, die ich nicht überholen kann. Aber: Das kurze Stück Kornhausstrasse zwischen der Nordstrasse und der Rotbuchstrasse erinnert an eine Veloinfra­struktur, wie wir sie aus nordeuropäischen Velostädten kennen – vom Fuss- und Autoverkehr getrennt und rot eingefärbt. Hier kann ich in Zürich vergleichsweise relaxed hinaufpedalieren. Es handelt sich dabei nicht um einen angestrebten neuen Standard. Nein, die beidseitigen Radwege entlang der Kornhausstrasse sind über 30 Jahre alt.

Nun sollen sie aber ausgedient haben: In einem Bauprojekt rollt die Stadt diesen für Zürich einzigartigen roten Teppich für Velofahrende ein. Neu soll auf der Strecke Tempo 30 gelten, und statt den Radwegen werden wie an so vielen Orten in der Stadt nur noch gelbe Radstreifen markiert. Das Signal ist klar: Velos, ab auf die Fahrbahn!

 

So sieht der Velotunnel unter dem HB Zürich künftig aus.

Mit einem Randstand von der Autospur getrennt fühlen sich Velofahrende sicherer. 

Foto: Andrea Freiermuth

Rückschritt fürs Velo

Der Vorteil: Velofahrende können sich via Fahrbahn gegenseitig überholen. Der Nachteil: Auch bei Tempo 30 wird man zu knapp überholt, und der Radstreifen ist kaum breiter als der bestehende Radweg. Eine breit angelegte Studie von FixMyBerlin zur subjektiven Sicherheit im Radverkehr hat unmissverständlich aufgezeigt, dass sich alle, auch Zufussgehende und Autofahrende, bei baulich vom Strassenniveau getrennten und farblich hervorgehobenen Radwegen sicherer fühlen.

Allein die Massnahme von Tempo 30 reicht nicht aus, um den Effekt von baulicher Trennung wettzumachen. Gerade an der Kornhausstrasse sind der motorisierte Verkehr und die Busfrequenz nach wie vor sehr hoch. Unter diesen Umständen und mit aktuellen Erkenntnissen zur Sicherheit von Velofahrenden ist der Entscheid aus Velosicht einfach unverständlich. Das Tiefbauamt begründet den Abbau des Radwegs mit der Aussage, dass die Vorteile «höher gewichtet werden als die subjektive Sicherheit der ungeübten Velofahrenden». Liebe Stadt Zürich, ist das wirklich das richtige Signal, dass du an die Velofahrenden von 8 bis 80 Jahren, die du dir wünschst, senden möchtest?

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2 Comments

  1. TOM bIANCO

    Echt jetzt? Zitat: “die Vorteile höher gewichtet werden als die subjektive Sicherheit der ungeübten Velofahrenden”. Dies ist doch Hohn und Spott. Hier scheinen Ewiggestrige in diesem Tiefbauamt das Ruder zu führen UND VELOFAHRER DER LÄCHERLICHKEIT preiszugeben. Wann räumt die Stadt endlich in diesem Amt auf. Und wershalb wehr sich PROVELO nicht mehr gegen derartige Verunglimpfungen? Ich würde eine Einsprache machen und man muss es dann halt durchziehen. Notfalls bis vor Bundesgericht. Sodann wäre wohl eine Aufsichtsbeschwerde gegen den diese Antwort verfassenden Beamten sinnvoll!

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    • Andrea Freiermuth

      Wir haben es bei einer Einwendung belassen. Eine Einsprache haben wir nicht gemacht, weil chancenlos da zum aktuellen Stand die verbindlichen Grundlagen fehlen, die das juristisch legitimiert hätten. Aaaaaber wir fordern vermehrt abgesetzte Radwege und vor allem, dass das auch in den städtischen und kantonalen Grundlagen festgehalten ist.

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