Chills mal!
Die moralische Instanz «Grosi» soll dafür sorgen, dass sich die VerkehrsteilnehmerInnen in Zürich in Zukunft freundlicher begegnen.
«Chills mal!» Zumindest mein Grosi hätte sowas nie gesagt. Auch die meisten anderen Grossmütter würden sich wohl anders, gewählter ausdrücken. Aber sicher wären viele mit der grundsätzlichen Aussage einverstanden: «Bleib im Verkehr gelassen, habe Respekt und nimm Rücksicht auf andere VerkehrsteilnehmerInnen.»
Genau diese Botschaft soll das Grosi in der Kampagne vermitteln, die im Herbst 2019 von der Stadt Zürich und einem Dutzend Zürcher Verbände, darunter auch Pro Velo, lanciert wurde. «Fahr so, wie wenn dein Grosi dabei wäre», heisst der Slogan. Die Idee dahinter: Grosi ist eine moralische Instanz, vielleicht noch eine der letzten überhaupt. In der Gegenwart unserer Grossmutter verhalten wir uns anders, als wenn wir allein unterwegs sind.
Dass das Klima auf den Zürcher Strassen nicht das Beste ist, wird wohl kaum jemand bestreiten. Zeitdruck, enge Verhältnisse, mangelnde (Velo-)Infrastruktur und wohl auch fehlendes Empathievermögen führen dazu, dass viele im Verkehr nur an sich selber und ihren eigenen Vorteil denken. Die Folgen dieser schlechten Stimmung sind im besten Fall unschöne Begegnungen, im schlechtesten Fall bedeuten sie verletzte oder gar getötete Menschen. Dabei braucht es wenig, um zu einem entspannten Verkehrsklima beizutragen: Im Auto Platz am rechten Strassenrand lassen, nur mit genügend Abstand überholen oder halt auch einmal einen Moment warten, bis man Velofahrende gefahrlos überholen kann. Dasselbe gilt für VelofahrerInnen: Rotlichter gelten grundsätzlich für alle VerkehrsteilnehmerInnen und auf dem Trottoir haben Velofahrende grundsätzlich nur dann etwas verloren, wenn sie ihr Gefährt schieben (oder wenn es erlaubt ist, was leider noch viel zu häufig der Fall ist).
Rücksicht und Respekt verhindern jedoch nicht nur Unfälle: Freundliche Begegnungen machen schlicht und einfach auch den Tag schöner. Probieren Sie’s aus!