Veloampeln in Zürich

In Zürich gibt es inzwischen mindestens vier Dutzend Veloampeln. Welche Verkehrssituationen regeln sie, sind noch mehr geplant – und wo handelt es sich um Versuche zu Testzwecken?

Ist es dir auch schon aufgefallen? Es gibt immer mehr Veloampeln in der Stadt Zürich – und ihre Zahl scheint exponentiell zu wachsen. Wir haben bei der Dienstabteilung Verkehr (DAV) nachgefragt und haben eine Liste mit Veloampeln erhalten, die seit 2014 auf Stadtgebiet installiert wurden. Es sind total 46 Anlagen und unsere Wahrnehmung täuscht uns nicht: Allein im vergangenen Jahr hat die DAV zwölf neue Veloampeln in Betrieb genommen.

Vorgrün auf der Stauffacherstrasse/ Seebahnstrasse.

Veloampeln mit Vorgrün

Aber Veloampel ist nicht gleich Veloampel. Die kleinen, meist auf Kopfhöhe angebrachten, Signalanlagen regeln ganz unterschiedliche Verkehrssituationen. Ein knappes Dutzend davon bieten den Velofahrenden Vorgrün. Sie ermöglichen den Velofahrenden einen Start vor der Grünphase des übrigen Verkehrs. Knapp die Hälfte dieser Vorgrün-Ampeln ist seit Herbst 2022 entstanden: «Viele davon waren schon vor dem tödlichen Velounfall mit einem rechtsabbiegenden Betonmischer geplant», sagt Dave Durner, der Experte für Velosicherheit bei der DAV. Aber der tragische Unfall habe den Prozess sicher beschleunigt. Vorgrün kann helfen, Unfälle mit rechtsabbiegenden LKWs zu verhindern. Denn dank Vorgrün können sich Velofahrende rechtzeitig aus der Gefahrenzone entfernen.

Vorgrün an der Kalkbreite-/ Seebahnstrasse.

Veloampeln mit Dauergrün

Erfreulich ist auch, dass es einige Ampeln gibt, die auf Dauergrün für Velofahrende stehen. Sie werden an Stellen angebracht, wo es keine Konfliktsituationen mit anderen Verkehrsteilnehmenden gibt. Einige Veloampeln regeln ganz spezielle Situationen, etwa Grün gemeinsam mit dem ÖV oder bedingtes Grün für Velos, wenn sich keine Zufussgehenden per Knopfdruck an der Lichtsignalanlage angemeldet haben.

An manchen Stellen werden Veloampeln mit einer Wärmekamera kombiniert, so etwa am Knoten Giesserei-/Förrlibuckstrasse. Hier schaltet die Veloampel auf Grün, wenn die an der Lichtsignalanlage angebrachte Kamera eine Person auf dem Velo entdeckt.

Hier ist für Velofahrende immer grün: Manesse-/Staffelstrasse

Gelb blickende Velompeln

Im vergangenen Jahr wurden testweise auch zwei gelbblinkende Veloampeln installiert. So geschehen an den Knoten Lagerstrasse/Kanonengasse sowie Uraniastrasse/Bahnhofquai. Das gelbblinkende Velosignet ist das Zeichen dafür, dass Velofahrende auch bei Rot der Hauptampel ohne Halt geradeaus weiterfahren dürfen. Haben Zufussgehende allerdings Grün, sind sie vortrittsberechtigt und die Velofahrenden müssen warten.

Bereits gibt es ein Monitoring eines unabhängigen Planungsbüros. Dabei wurde insbesondere geprüft, ob es aufgrund der geradeausfahrenden Velofahrenden vermehrt zu Konflikten mit dem querenden Fussverkehr oder dem einbiegenden Fahrverkehr kommt. Im Fazit des Gutachtens heisst es: «Gemäss dem Analyseergebnis erscheint eine Umsetzung der Massnahme an weiteren Standorten grundsätzlich denkbar.» Die Anzahl der Konfliktsituationen habe sich nur geringfügig erhöht. Auch sind bei der DAV keine Reklamationen eingegangen.

Der städtische Velosicherheitsexperte Dave Durner ist derzeit damit beauftragt, Kriterien für den Einsatz dieser speziellen Veloampel zu definieren. Die DAV will die Dokumentation noch dieses Jahr beim Bundesamt für Strassen (Astra) einreichen. Denn damit weitere Ampeln dieses Typs installiert werden könnten, bräuchte es eine nationale Regelung, ähnlich wie beim Rechtsabbiegen mit Rot.

Feststeht: Die DAV unternimmt derzeit einige Anstrengungen, um die Sicherheit und flüssige Fahrt für Velofahrende zu erhöhen. Wir hoffen darum, dass die Anzahl der Veloampeln weiterhin im selben Tempo wächst, also exponentiell.

Hier dürfen Velofahrende auch bei Rot fahren: Lagerstrasse/Kanongasse.