Tour de Baignades: Velotour im Sommer

Tour de Baignades: Velotour im Sommer

Eine Velotour, sechs Badegelegenheiten in Naturgewässern. Perfekt, wenn's richtig heiss und sonnig ist.

Im Hochsommer bietet es sich an, beim Velofahren dem Wasser zu folgen. Das Schöne daran: Jede Anstrengung wird gleich mit einem kühlen Bad belohnt.

Nach dem kalten und verregneten Frühling wagte man kaum mehr zu hoffen, dass doch noch einmal der Sommer Einzug halten würde. Und dann – zack! – war er da: heiss, sonnig und sommerlich. Die perfekte Gelegenheit, aufs Velo zu sitzen und einige Seen in der Umgebung auf ihre Badetauglichkeit zu checken.

Erfrischender Badestopp am Greifensee

Der Greifensee ist die erste Destination und von Zürich aus der Glatt entlang schnell erreicht. Badestellen gibt es insbesondere auf der Nordseite des Sees einige. Die erste in Greifensee selber, aber die lasse ich rechts liegen und fahre weiter nach Uster. Um diese Zeit sind noch wenige Leute unterwegs, nur einige Jogger, vereinzelte Hündeler, aber noch ist niemand am Schwimmen. Der Greifensee ist, nicht ganz unerwartet, ziemlich warm. Allerdings, da die Luft noch kühl ist, immer noch angenehm erfrischend.

Auf der Veloroute Richtung Mönchaltorf

Einen kurzen Schwumm später bin ich wieder auf der Veloroute 29 entlang dem Greifensee. Am Morgen, vor allem unter der Woche, lässt es sich hier noch zügig fahren, ausser einigen Joggenden und Hündelern ist kaum jemand unterwegs. Vielleicht liegt’s aber auch daran, dass alle irgendwo weit weg in den Ferien sind. Mir ist’s wurscht, ich geniesse die Ruhe und die Morgensonne im Gesicht und erreiche schon bald Riedikon, wo die Veloroute den See verlässt und Richtung Mönchaltdorf abzweigt.

Schön ist dieser Abschnitt entlang der Hauptstrasse zwar nicht, dank separatem Radweg aber immerhin komfortabel. Mönchaltorf hat keinen See, deshalb hält mich hier auch nichts auf und die Fahrt geht zügig weiter, bis kurz vor Ottikon die Strasse nach Grüningen abzweigt. Einmal mehr bin ich erstaunt, wie schnell’s sogar im dicht besiedelten Kanton Zürich völlig ländlich wird. Rechts trocknet Gras zu Heu, links wächst Mais, geradeaus rattert ein Traktor und es duftet nach, ja eben, Land.

Eine beliebte Velotour im Sommer

Auch andere geniessen das Wetter und die Landschaft auf zwei Rädern: Eine Seniorengruppe auf E-Bikes verstopft die schmale Strasse kurz vor Hombrechtikon und weiss nicht so recht, ob sie links, rechts oder vielleicht doch lieber geradeaus weiter fahren sollen. Mein Ratschlag, doch einfach eine Münze zu werfen lehnen sie mit der durchaus einleuchtenden Begründung ab, dass diese ja nur zwei Seiten habe, sie aber drei Optionen bräuchten. Schliesslich einigen sie sich darauf, zuerst einmal in Ruhe einzukehren und die ganze Angelegenheit bei einem Kaffee zu besprechen, was mir durchaus vernünftig erscheint.

Der schönste Badesee in Zürich

Ich aber will jetzt zum Lützelsee, ins Wasser. Erstens war der kurze Anstieg nach Grüningen hinauf zwar eben kurz aber doch schweisstreibend, zweitens und wichtiger ist das ja schliesslich das Ziel der Tour: Einige Zürcher Naturgewässer auf die Badetauglichkeit abzuchecken. Soviel vorweg: Der Lützelsee ist ein kleines Juwel und seit dieser Badetour mein Favorit unter den Zürcher Badeseen.

Sprung in den Lützelsee!

Auf der Ostseite, gleich nach Lutikon, zweigt ein steiles Weglein zur einzigen Badegelegenheit am ansonsten komplett umschilften Seelein ab. Die Badi kostet ein kleines Eintrittsgeld, dafür ist aber auch die ganze Infrastruktur inklusive einem Sprungturm vorhanden. Besucher hat es heute Morgen nur ganz wenige, und die verteilen sich auf der langgezogenen Wiese. Der Sprung in das moorige, braun-trübe Wasser ist herrlich, die Schwimmerei ebenfalls, das Restaurant verkauft leckeren, selbstgemachten Schoggikuchen und auch die übrigen Speisen auf der Speisekarte klingen nicht nur lecker, sie sind auch äusserst erschwinglich. Es steht also definitiv alles zum Besten hier am Lützelsee.

Fakten zur Tour

  • Länge: ca. 55 km, davon 5 km auf Naturstrasse
  • Höhendifferenz: circa 600 m
  • ÖV: Fähre Meilen – Horgen, S-Bahn fast überall, Aufstieg per Bus auf den Horgenberg möglich.

Tipps

  • Verpflegung: Strandbad Uster, Badi Lützelsee, Restaurant im Unteren Letten, ansonsten unzählige unterwegs.
  • Besonderes: Badezeug nicht vergessen.
  • Info zu Bäder: www.badi-info.ch

Zwischenstopp im Seebad Meilen

Und weil’s so schön ist kostet es auch auch einige Überwindung, mich wieder in den Sattel zu steigen und via Hombrechtikon nach Männedorf zu fahren. Badestellen gibt es am Zürichsee natürlich zuhauf, ich entscheide mich für das Seebad Meilen, mache aber noch einen Abstecher in die Migros, da der Restaurationsbetrieb des Bades im Internet durchweg ungenügende Noten erhält. Das Bad ist schön, wenn auch nicht mehr ganz taufrisch, der Zürisee sauber und erfrischend wie immer.

Mit der Fähre über den Zürichsee

Ein Picknick und ein total missglückter Salto vom Ein-Meter-Brett später bin ich unterwegs zur Fähre. Für nur drei Franken bringt die mich nach Horgen, wo ich schon bald merke, dass die Velotour, so schön sie auch sein mag, einen grossen Haken hat: Es ist unterdessen ein Uhr, die Sonne brennt unbarmherzig, es ist nur noch heiss und vor mir liegt sozusagen die Alpe d’Huez der Tour, der Anstieg auf den Horgenberg.

Velofahrt vom Horgener Bergweiher zum Gattiker Weiher

Hier oben liegt, durchaus passend benannt, der Horgener Bergweiher. Auch hier gibt es eine Badestelle und die ist sogar frei zugänglich, allerdings auch ohne jegliche Infrastruktur. Aber das brauchts ja auch nicht unbedingt. Auf dem Wasser des kleinen Weihers treiben faulende Pflanzenteile, aber unter der obersten Schicht ist es nicht nur kühl, sondern richtig kalt. Halt ein echter Bergweiher, denke ich und nerve mich über die Musik, die von der spärlich besuchten Liegewiese übers Wasser schallt. Bis ich merke, dass es mein eigenes Handy ist, welches den Krach verursacht. Ein Glacé wäre jetzt fein, aber das gibt’s hier leider nicht.

Ab jetzt wird’s locker: Nach Zürich geht es praktisch nur noch runter, über Forststrassen durch den Wald und vorbei am Gattiker Weiher, wo ich ein weiteres Mal die Velohose aus- und die Badehose anziehe. Im Vergleich zum Lützelsee und zum Bergweiher in Horgen ist es hier reichlich voll und dementsprechend laut. Das Schwimmen macht trotzdem Spass auch wenn es, wie in Horgen, keinen Kiosk hat und somit immer noch kein Glacé gibt.

Letzer Stopp an der Limmat

Aber das gibts eine gute halbe Stunde später im Flussbad Unterer Letten in der Limmat. Das älteste Flussbad Zürichs besticht nach wie vor mit seinem Holzcharme und natürlich mit dem Rechen und auch die Kraxelei hinauf zum Kraftwerk ist immer noch inbegriffen. Eine Frau flucht zwar, man solle da doch endlich ein Steglein bauen, nachdem sie ausgerutscht und reingefallen ist, aber zum echten Lettenfeeling gehört die Hangelei entlang des Brückenpfeilers eben dazu. Dafür ist das Schwimmen in der Strömung beinahe anstrengungsfrei. Und eben: Am Kiosk gibt’s feine Glacé. Das habe ich mir nach dieser Tour redlich verdient, zumal mir noch der Aufstieg auf den Milchbuck bevorsteht.

Welches ist der beste Badeort auf der Velotour?

Doch auch der ist bald geschafft und gibt mir Gelegenheit, zu überlegen, welches denn nun der beste Badeort war. Leicht fällt die Antwort nicht, aber der Lützelsee schwingt schliesslich, nicht zuletzt wegen des leckeren Schoggikuchens im Restaurant, doch ganz knapp vor dem Unteren Letten obenauf.

About The Author

Dave Durner

Ehem. Geschäftsführer bei Pro Velo Kanton Zürich, heute Projektleiter Velosicherheit Stadt Zürich

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