Ein Sport nicht nur für Velofreaks
Bikepolo ist ein junger Sport mit einer (noch) kleinen Anhängerschaft. Das merkt man: Selbst an den Europameisterschaften kennt jedeR jedeN.
Vom 19. – 21. Juli finden auf dem Dolder in Zürich die Bikepolo-Europameisterschaften statt. Pro Velo hat sich umgeschaut und umgehört und war begeistert.
Das erste, das auffällt ist der Umstand, dass in den Mannschaften immer wieder auch Frauen mitspielen. “Ja, das ist richtig”, bestätigt Alix, einer der Mithelfer des Anlasses, der uns bereitwillig Auskunft gibt. “Beim Bikepolo wird in gemischten Mannschaften gespielt. An manchen Turnieren dürfen sogar nur Teams mit mindestens einer Frau teilnehmen.” Ebenfalls auffällig: Kaum ein Team trägt ein einheitliches Dress. Eine Mannschaft spielt in farbenfrohen Hawaiihemden auf, bei einer anderen trägt jedeR ein mehr oder weniger graues T-Shirt und halbwegs grüne Hosen, einmal treffen zwei Teams aufeinander und alle sechs SpielerInnen tragen schwarze T-Shirts, sind also nicht voneinander unterscheidbar. Aber auch dieses Problem ist schnell gelöst: Die Mitspieler des einen Teams ziehen kurzerhand ihre Leibchen aus und spielen mit nacktem Oberkörper, so dass der Schiedsrichter kein Problem mehr hat, die einzelnen Spieler zuzuordnen.
Don’t be a Dick
Dass der Sport definitiv nicht überreglementiert ist, bestätigt auch Alix. Die Spielregeln seien längst nicht überall gleich, meint er. Insbesondere in den USA gälten andere Regeln als in Europa. “Die spielen mehr mit Taktik und langen Pässen. Wir in Europa mögen es lieber etwas körperbetonter im Gedränge. Was übrigens auch erfolgreicher ist: An den Weltmeisterschaften sind die zehn ersten Teams praktisch ausschliesslich aus Europa.”
“Ausser die Jungs aus Seattle”, wirft ein zufällig vorbeigehender Spieler (gemäss Alix einer der amtierenden Weltmeister) ein. “Die Jungs aus Seattle sind geil. Die landen meist auf dem dritten Platz.” Das sagt der Weltmeister natürlich mit einem breiten Grinsen.
“Eben”, fährt Alix fort, “die Regeln sind nicht überall gleich, aber darauf kommt es nicht so drauf an. Wer Bikepolo spielt, der tut das vor allem, um Spass zu haben. Und die wichtigste Regel ist sowieso: ‘Don’t be a Dick!'”
Lockere Stimmung und reichlich Bier
Dass es beim Bikepolo zwar auch, aber längst nicht nur ums Gewinnen geht, wird einem schnell klar. Jeder scheint jede zu kennen, man lacht, scherzt, trinkt zusammen ein Bier und manchmal wechselt man auch mitten im Turnier die Mannschaft. Das geht selbst an der Europameisterschaft, denn die 48 teilnehmenden Teams sind nicht zwingend Bürger desselben Landes. Um zum Beispiel für Belgien zu spielen, reicht es, wenn zwei der SpielerInnen in Belgien wohnen. Der oder die Dritte könnte dann auch ein Russe oder eine Spanierin sein. So ist es denn auch möglich, dass an der EM ein Australier mitspielt. Der notabene extra aus Melbourne angereist ist.
Unter Freunden und doch offen
Zurück von der Bar zu den Courts. Dort spielen sie immer noch in der Nachmittagshitze. Die SpielerInnen kämpfen um jeden Ball, beherrschen ihre Velos perfekt, preschen nach vorne wenn ihre Mannschaft im Angriff sind und radeln wie besessen zurück, wenn die GegnerInnen den Ball erobern und einen Gegenangriff lancieren. Und wenn das Spiel vorbei ist, gehen sie gemeinsam zur Bar, holen ein Bier oder eine Cola und fläzen sich gemeinsam in der Lounge.
Man ist ja schliesslich unter Freunden. Und doch: So familiär der Anlass auch sein mag, beim Bikeolo sind alle willkommen, auch AnfängerInnen. Zum letzten Mal Alix: “Ich ging aufs Geratewohl an ein Turnier in der Nähe, hatte weder Schläger noch ein passendes Velo und konnte trotzdem sofort mitspielen. Zwei Tage später hatte ich fünfzig neue Freunde und ein neues Hobby.