Was müssen Velofahrende alles können?
Analyse der Velofahrkompetenzen zur Vermeidung von Unfällen.
Gemeinsam mit der Fachhochschule Nordwestschweiz haben wir analysiert, was Velofahrende alles können müssen, um möglichst sicher unterwegs zu sein.
Was müssen Velofahrende können, um möglichst unfallfrei unterwegs zu sein? Dieser Frage ist die Fachhochschule Nordwestschweiz nachgegangen. Hierfür hat ein interdisziplinäres Forschungsteam gemeinsam mit Pro Velo Kanton Zürich Unfalldaten analysiert, Gespräche mit Expertinnen und Experten und eine umfassende Umfrage bezüglich Fahrverhalten durchgeführt. Das Forscherteam hat sechs Handlungsfelder aus den Ergebnissen abgeleitet.
1. Kritische Situationen beim Abbiegen auf Hauptstrassen erkennen
Die Situation «Vortritt auf Hauptstrassen» ist komplex und unterschiedliche Gefahren müssen erkannt werden. So besteht etwa die Gefahr, dass ein einbiegendes Auto den Vortritt nicht gewährt. Zudem besteht die Gefahr, dass ein Auto von hinten den Vortritt nicht gewährt. Mit vorausschauendem Fahren und einer kritischen Einschätzung der Verkehrssituation kann die Unfallgefahr reduziert werden. Dafür ist der Blick über die Schulter zentral.
2. Kritische Vortrittssituationen erkennen.
Ähnlich wie die Situation zu Vortritt auf Hauptstrassen, ist die Situation einer Verzweigung komplex und unterschiedliche Gefahren müssen erkannt werden. So könnte ein Auto, dass nach rechts abbiegen möchte, den Vortritt der Velofahrerin missachten. Besonderes Augenmerk verdient die Tatsache, dass die Gefahr des Autoverkehrs von hinten zu wenig erkannt wird. Auch wenn die Velofahrerin im Recht ist, muss sie zur Vermeidung von Unfällen diese Gefahr vorhersehen. Mit vorausschauendem Fahren und einer kritischen Einschätzung der Verkehrssituation kann die Unfallgefahr reduziert werden. Auch hier ist der Schulterblick zentral.
3. Kreisverkehr richtig einschätzen
Klare Defizite zeigen sich beim Kreisverkehr: Mehr als 30 Prozent der Befragten würden nicht die unfallvermeidende Position in der Mitte der Fahrbahn wählen. Was Velofahrende im Kreisverkehr genau beachten müssen, kann man hier nachlesen.
4. Kritische Vortrittssituationen bei Rechtsvortritt einschätzen
Ein grosser Anteil der befragten Velofahrenden meistert die Situation gut und verfügt über die relevanten Kompetenzen. Einzig beim vorausschauenden Fahren (Blick weit nach vorne), um allfällige Rechtsvortrittmissachtung anderer Verkehrsteilnehmenden zu antizipieren, gibt es eine grössere Abweichung.
5. Abstand halten von parkierten Autos
In einer Situation, in der Velofahrende mit Abstand an Parkplätzen vorbeifahren müssen, ist die Kompetenz gefordert, die Gefahr von rückwärtsfahrenden Autos zu erkennen und dieser Gefahr entsprechend auszuweichen. Abstand ist auch bei seitlich parkierten Autos wichtig, um sich öffnende Autotüren und damit Dooring zu vermeiden. Obwohl der Vortritt rechtlich gesehen bei der Velofahrerin liegt, muss diese Gefahr antizipiert werden.
6. Abbiegen nach links im Gegenverkehr meistern
Die Kompetenzen zum Einbiegen sind je nach Situation hoch oder tief. Von drei Situationen sind bei einer Situation Defizite erkennbar: Beim Linksabbiegen ohne Velospur und mit Gegenverkehr. Hier gilt es, eine möglichst sichere Halteposition beim Abbiegen nach links mit Gegenverkehr zu kennen.
Um eine breite Zielgruppe von Velofahrenden zu erreichen, wollen die Forschenden nun ein digitales Trainingsprogramm entwickeln. Es soll im Rahmen eines Pilotprojektes in Zusammenarbeit mit der Stadt Zürich und Pro Velo Kanton Zürich getestet werden. Die AXA Stiftung für Prävention unterstützt das Projekt finanziell.
Bildmaterial: Lina Meisen Photography
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