Einsprache Baslerstrasse
Das darf nicht sein: Menschen auf Velos als Fleischbremsen.
Die Stadt will die Velostreifen am westlichen Ende der Velovorzugsroute Baslerstrasse wieder abbauen. Durch eine Verengung der Strasse sowie Tempo 30 sollen die Velofahrenden den Durchgangsverkehr selber vertreiben, als Fleischbremsen. Gegen diese Verschlechterung erhebt Pro Velo Einspruch.
Das Tiefbauamt der Stadt Zürich will am westlichen Ende der Baslerstrasse den Velostreifen abbauen und die Strasse so verengen, dass keine Überholmanöver von Autos mehr möglich sind. Die bestehende Veloinfrastruktur soll aufgehoben und stattdessen pro Richtung je eine Schmalfahrbahn mit drei Metern Fahrspur und Mehrzweckstreifen eingerichtet werden. Dadurch erhofft sich die Stadt eine Verkehrsberuhigung auf diesem Abschnitt – und will so die städtische Velovorzugsroute umsetzen.
Einsprache Baslerstrasse
Pro Velo Kanton Zürich sieht sich gezwungen, Einsprache zu erheben: «Das Tiefbauamt baut bestehende Veloinfrastruktur ab und ignoriert den Volkswillen», sagt Yvonne Ehrensberger, Geschäftsleiterin von Pro Velo Kanton Zürich. «Wenn wir dieses Projekt abnicken, wird das der Standard für künftige Velovorzugsrouten sein. Dies wäre fatal.» Pro Velo Zürich ist zwar nicht grundsätzlich gegen die Schmalfahrbahn, aber es sei eine Illusion, dass sich der motorisierte Individualverkehr hier, unweit der Europabrücke, allein dadurch tatsächlich vermindern liesse.
Rückstau Knoten Bullingerstrasse/Hardstrasse: Velofahrende weichen auf die Gegenfahrbahn aus – Mittwoch, 13. Dezember, 17.45 Uhr.
Credits: Andrea Freiermuth
Menschen auf Velos als Fleischbremsen
Da die Geschwindigkeit des Veloverkehrs zwischen 15 und 30 Stundenkilometern variiert, während Autofahrende möglichst mit Höchstgeschwindigkeit fahren möchten, werden die Autos die Velos vor sich hertreiben: «Menschen auf Velos werden so zu Fleischbremsen für Autofahrende. Dies führe dazu, dass sich Velofahrende gehetzt und unsicher fühlen.» Zumal ungeduldige Autofahrende wahrscheinlich versuchen würden, die Velofahrenden zu überholen, obwohl dies eigentlich nicht vorgesehen sei. «Auch ist davon auszugehen, dass es zu Autorückstau an den Knoten kommen wird und Velofahrende dadurch ebenfalls im Stau stecken bleiben – und das eben nicht irgendwo, sondern auf der ersten Velovorzugsroute. Eine weitere Situation wie an der Bullingerstrasse, zwischen Letzigrund und Hardstrasse, gilt es zwingend zu vermeiden.»
Die Stadt erfüllt dadurch ihre eigenen Normen und Vorsätze nicht. Im Merkblatt «Velovorzugsrouten» (Juli 2022) steht: «Unabhängig von der Verkehrsbelastung ist auf Quartierstrassen der Durchgangsverkehr mit geeigneten Massnahmen (gegenläufige Einbahnen, Durchfahrtssperren, etc.) zu unterbinden». Zudem gilt gemäss Art. 9 des Bundesgesetzes über Velowege eine Ersatzpflicht für Velowege: Die in den Plänen festgelegten Velowege müssen ersetzt werden, wenn sie «nicht mehr frei befahrbar sind». «Durch die Aufhebung des bestehenden Radstreifens ohne griffige Massnahmen zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs wird dieses Vorgehen der Ersatzpflicht nicht gerecht», schreibt Pro-Velo-Geschäftsleiterin Ehrensberger in der Einsprache.
Forderungen von Pro Velo Zürich
Pro Velo Zürich verschliesst sich einer Schmalfahrbahn mit zusätzlicher Begrünung nicht. Allerdings nur unter der Bedingung, dass der Durchgangsverkehrs konsequent verhindert wird – etwa durch ein Abbiegeverbot auf und von der Europabrücke in beziehungsweise von der Baslerstrasse. Falls diese oder vergleichbare Massnahmen nicht umsetzbar sind, fordert Pro Velo Zürich entlang der Baslerstrasse eine vom motorisierten Individualverkehr abgesetzte Veloinfrastruktur von je 2.5 Meter Breite in beide Richtungen.