Zürich ist verliebt in den ÖV

Zürich ist verliebt in den ÖV

Die VBZ dominiert nicht nur auf der Strasse, sondern auch im neuen Strategiepapier.

Die neue Vision «Stadtraum und Mobilität 2040» für Zürich klingt gut. Doch die Stadt unterschätzt das Potential des Veloverkehrs einmal mehr.

Die Stadt Zürich hat ein neues Papier: «Strategie Stadtraum und Mobilität 2040». Das Dokument liest sich gut. So lautet einer der sechs Leitsätze etwa «In Zürichs Stadtraum komme ich gut und umweltschonend voran.» Und was die Stadt dafür tun wird: «Wir teilen den Strassenraum neu auf» und «Wir priorisieren klimaneutrale und aktive Mobilität». Zürich wolle mutig sein und lernen. Man wolle den Blick von Bestehendem lösen und ganzheitlich denken. Wir denken uns: Endlich!

Wie die Transformation des Stadtraums erreicht werden soll, wird ebenfalls verkündet: «Ein Paradigmenwechsel ist nötig: Weg von einer nach wie vor stark durch das Auto geprägten, hin zu einer auch in Zukunft attraktiven Stadt.» Dafür sollen die privaten MIV-Fahrten um mindestens 30 Prozent reduziert werden. Konkret heisst es in der neuen Strategie: Bis 2040 sollen 45 Prozent der Wege auf Stadtgebiet mit dem ÖV, 25 Prozent zu Fuss und 15 Prozent mit dem Velo zurückgelegt werden. Zusammen macht das 85 Prozent für ÖV, Fuss und Velo.

«Stadtraum und Mobilität 2040» in der Stadt Zürich – Hardbrücke

Da der offizielle Veloweg auf der Hardbrücke durch die Bushaltestelle führt, fahren die Mutigen zwischen Tram- und Autospur. 

Das Velo braucht mehr Schub

Klingt theoretisch gut, praktisch ist das  aber nur ein Zuwachs von 6 Prozent des Velos im Modalsplit. Auch stellen wir uns eine Zukunft, in der das Auto in unserer Stadt gleich oft genutzt wird wie das Velo, wirklich nicht so berauschend vor. Denn bekanntlich beanspruchen die Fahrzeuge mit vier Rädern überdurchschnittlich viel Platz, machen viel Lärm und sind eine Gefahr für alle anderen.

Zudem fragen wir uns, woher die Stadt den Raum für den Ausbau des ÖVs nehmen will, wenn dem Auto nicht mehr abgetrotzt wird. Und überhaupt: Ist Zürich nicht schon eine ÖV-Stadt – und wäre es nicht mal an der Zeit so richtig ins Velo zu investieren?

Der ÖV kostet und braucht Platz

Wo bleibt der Mut und die Transformation? Basel hat auf Stadtgebiet bereits heute 18 Prozent Veloanteil und Bern zieht ebenfalls deutlich in diese Richtung. Ja sogar das Astra strebt mit der Verdoppelung des Veloverkehrs bis 2035 ambitionösere Ziele im Bereich Veloverkehr an. Internationale Velo­städte haben einen Veloanteil von über einem Drittel. Zürich scheint auch mit der neuen Strategie, noch weit davon entfernt zu sein.

Einverstanden: Es ist zu hoffen, dass wenigstens das, was das Strategiepapier verspricht, auf die Strasse kommt. Aber etwas entlarvend ist es schon, dass Stadtrat Michael Baumer in seinem Intro im Zusammenhang mit Netto-Null-Zielen von ÖV und Fussverkehr schwärmt, das Velo aber mit keinem Wort erwähnt – dabei ist das Velo viel ressourcenschonender als der ÖV.

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Yvonne Ehrensberger

Geschäftsleiterin Pro Velo Kanton Zürich

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