Das Gesetz des Staus

Das Gesetz des Staus

Cycling Science – Wissenschaft für Velofahrende.

Gibt es mehr Verkehr, braucht es mehr Strassen. Das meint derzeit auch der Bundesrat. Die Wissenschaft zeigt: Diese Rechnung geht nicht auf.

Im letzten Beitrag auf der Reihe «Cycling Science» diskutierten wir den (Un-)Sinn vom Ausbau der Autobahnen. Ich erwähnte, dass mehr Strassen zu mehr Verkehr führen. Bevor wir im November über diese Projekte abstimmen, dazu ein paar Erkenntnisse aus der Wissenschaft.

Zuerst in die USA: Der Katy Freeway in Houston war eines der schlimmsten Nadelöhre im amerikanischen Strassennetz. Bis 2008 wurde er für 2,8 Milliarden Dollar zur Super-Autobahn ausgebaut: eine Schneise durch den Siedlungsraum, bis zu 26 Spuren breit. Zunächst als Triumph der Verkehrsplanung gefeiert, ist der Katy Freeway heute chronisch überlastet – die Autohölle schlechthin.

Das Gesetz des Staus

Warum das so ist, hat Dieter Braess bereits 1968 erklärt. Der deutsche Mathematiker zeigte im «Paradoxon der Verkehrsplanung», dass eine zusätzliche Strasse den Verkehrsfluss nicht unbedingt verbessert, sondern dazu führen kann, dass die Fahrzeiten für alle länger werden. Warum? Wenn es in einem überlasteten System einen neuen, schnelleren Weg zum Ziel gibt, wird dieser bevorzugt – oft von so vielen, bis der Weg und seine Knoten überlastet sind. Die Kapazität des gesamten Netzes sinkt.

Katy Highway als Beispiel des Downs-Thomson-Paradoxon

Der Katy Highway als Beispiel des Downs-Thomson-Paradoxon: Je grösser die Strasse ist, desto mehr Leute entscheiden sich fürs Auto – und desto schneller ist der Stau zurück. 

Die Paradoxe und …

Das Downs-Thomson-Paradoxon beschreibt einen weiteren Effekt. Grössere Strassen kann das Auto auch für jene zur attraktiveren Option machen, die bisher mit dem öffentlichen Verkehr reisten. Je besser die Strasse, desto mehr steigen um – und desto schneller ist der Stau zurück.

2011 lieferten Gilles Duranton und Matthew A. Turner den empirischen Beweis für die Richtigkeit dieser Theorien. In ihrer Studie «The Fundamental Law of Road Congestion» verglichen sie Strassenbau und Verkehr in US-Städten zwischen 1980 und 2000. Sie entdeckten eine perfekte Korrelation: Der Autoverkehr nahm jeweils im exakt gleichen Verhältnis zu, wie die Kapazität eines Verkehrsnetzes erhöht wurde: 10 Prozent mehr Strassen, 10 Prozent mehr Autos. Einige machen zusätzliche Fahrten, auf die sie bisher verzichtet hätten. Andere fahren weiter und entscheiden sich eher für weiter entfernte Wohn- oder Arbeitsorte. Man bezeichnet das Phänomen als induzierten (Auto-)Verkehr.

«Der Autoverkehr nahm jeweils im exakt gleichen Ver­hältnis zu, wie die Kapazität einer Strasse erhöht wurde.»

Felix Schindler schreibt über Mobilität und Stadtentwicklung, schmeisst die Hälfte des Haushalts und kümmertsich um seine Zwillinge.

… ihre Lösung

Das Gute an der Geschichte: Induzierten Verkehr gibt es auch ohne Motor. Wird das Velo zur attraktiveren Option, dann steigen die Menschen ebenfalls um. Aber dazu braucht es mehr als etwas gelbe Farbe.

Willst du mehr Cycling Science: Hier gibt es was zum Thema «Warum sich die Investition in die Veloinfrastruktur lohnt».

About The Author

Leave a reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Pin It on Pinterest

Share This