
Wie ticken Zufussgehende?

Was Velofahrende über Zufussgehende wissen sollten.
Velofahrende und Zufussgehende teilen sich oft den Strassenraum, das führt mitunter zu Konflikten – was wir verstehen müssen, um unliebsame Situationen zu verhindern.
Kollisionen zwischen Velofahrenden und Zufussgehenden stehen nicht an oberster Stelle der Unfallstatistik. Dennoch werden Menschen auf Velos von Menschen zu Fuss oft als echte Bedrohung wahrgenommen: «Velofahrende und Zufussgehende müssen sich den Strassenraum zwar oft teilen, sind aber grundsätzlich ganz anders unterwegs», sagt Yvonne Ehrensberger, Geschäftsleiterin von Pro Velo Zürich. Das führe zwangsläufig zu Konflikten.

Viel Farbe, aber wenig Klarheit: Im Nebenstollen des Ulmbergtunnel teilen sich Zufussgehende und Velofahrende.
Warum sich Zufussgehende erschrecken
Wie ticken Zufussgehende? Und wie können wir Velofahrende Konflikte mit ihnen vermeiden? Wir haben bei Pascal Regli, Geschäftsleiter von Fussverkehr Schweiz nachgefragt: «Zufussgehende fühlen sich nicht primär als Verkehrsteilnehmende, sondern nehmen am öffentlichen Leben teil. Sie ändern spontan die Richtung oder bleiben zuweilen abrupt stehen», erklärt der Interessenvertreter für die Zufussgehenden. Zufussgehende tauschten sich mit anderen Personen aus, hingen den eigenen Gedanken nach oder seien in die Betrachtung der Umgebung versunken «Das ist mit ein Grund, warum sie zuweilen erschrecken oder unvorhersehbar reagieren, wenn plötzlich ein Velofahrender auftaucht – aber natürlich auch, weil sie Velos, die sich von hinten nähern, erst wahrnehmen, wenn sie an ihnen vorbeiflitzen.»

Farblich abgetrennte Bereiche auf der Kornhausbrücke: Zufussgehende und Velofahrende wissen, wo sie gehen beziehungsweise fahren sollten.
Besondere Vorsicht bei Betagten
Während sich Zufussgehende nicht primär als Verkehrsteilnehmende betrachten, sind wir Velofahrende aktiver im Verkehrsgeschehen involviert. Wir entscheiden selbst über Geschwindigkeit und Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmenden. Und da wir schneller unterwegs sind, bereiten wir uns vorausschauend auf mögliche Konflikte vor – mehr als eine zu Fuss gehende Person, die möglicherweise erschrickt oder unvorhersehbar reagiert. Dies führt dazu, dass Mischflächen für Velofahrende zwar mühsam sind, aber nicht unbedingt bedrohlich wirken.
Besondere Vorsicht ist bei älteren Menschen geboten: «Betagte Verkehrsteilnehmende haben Mühe, komplexe Verkehrssituationen rasch zu erfassen», erklärt Regli von Fussverkehr Schweiz. Orientierungssinn, Reaktionsfähigkeit sowie Seh- und Hörvermögen seien teils eingeschränkt. «Klare Regelungen und ihnen vorbehaltene Verkehrsflächen helfen älteren Menschen, sich sicher zu fühlen. Unerwartete Ereignisse hingegen, wie plötzlich vorbeifahrende Velos, verunsichern sie.» So könne eine schnelle Annäherung von Velofahrenden zu Schreckmomenten führen, die als sehr bedrohlich wahrgenommen würden.

Unklare Situation am General-Guisan-Quai: Auf dem Asphalt hat es Velosignette, trotzdem sind da oft viele Zufussgehende unterwegs.
Velos werden als schneller empfunden als Autos
Allerdings ist die Wahrnehmung von Geschwindigkeit so eine Sache: Während ein Auto mit 30 Kilometer pro Stunde für viele gefühlt im Schneckentempo unterwegs ist, wird ein Velo mit derselben Geschwindigkeit oft als zu schnell empfunden. Das haben Messungen an der Mühlebachstrasse in Zürich gezeigt: Nur sechs Prozent der Zweiradfahrenden haben die erlaubte Geschwindigkeit in der Tempo-30-Zone überschritten, bei den Autofahrenden waren es 19 Prozent – in Kritik standen im Vorfeld der Messungen jedoch vor allem die Velofahrenden.
Den Zufussgehenden einen Wahrnehmungsfehler vorzuwerfen, ist aber nicht zielführend. «Es bringt nichts, wenn man jemandem sagt, er oder sie habe ein falsches Gefühl», sagt Pro-Velo-Geschäftsführerin Ehrensberger. Vielmehr sei Rücksicht angesagt – und allenfalls mal ein Perspektivenwechsel.

Wie klappt das Miteinander?
Wie sollten sich Velofahrende verhalten, damit sie eine gute Beziehung zu Zufussgehenden pflegen können? Und was sollten Zufussgehende beachten? Wir haben die wichtigsten Punkte kurz und knapp zusammengefasst – mehr dazu.

Warum diese Kampagne?
Warum macht Pro Velo Kanton Zürich eine Präventionskampange? Warum ist uns die Freundschaft mit dem Fussvolk so wichtig? Und bei welchen Thema können wir voll und ganz auf die Unterstützung des Verein Fussverkehr zählen – mehr dazu?

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