
Bikeable in Stadt und Kanton Zürich

Veloprobleme mit Bikeable sichtbar machen.
Während Zürich und Uster aktiv via Bikeable reagieren, bleibt Winterthur zurückhaltend. Warum sich das Melden aber trotzdem lohnt.
Wer sich in der Stadt Zürich über eine schlechte Veloinfrastruktur ärgert, macht ein Foto davon und stellt es mit einem Kommentar auf die Plattform Bikeable.ch. So haben Velofahrende in den vergangenen Jahren beinahe 2500 problematische Spots erfasst. Ausserhalb der Stadt Zürich kommen auf dem Gebiet des Kantons Zürich bloss 500 weitere Einträge hinzu.
Bikeable in der Stadt Zürich
Das liegt zum einen sicher daran, dass es in Zürich in Sachen Velo wirklich brennt. Zum anderen, dass die Plattform hier auch tatsächlich ihren Sinn und Zweck erfüllt. Denn die Message kommt bei den Verantwortlichen in der Verwaltung an. Dafür sorgen Dave Durner von der Dienstabteilung Verkehr (DAV) und Bernhard Piller vom Tiefbauamt (TAZ). Die beiden investieren wöchentlich total rund drei Stunden, um die Beiträge zu lesen, zu kommentieren und die Probleme an die zuständigen Projektleitenden weiterzuleiten. «Manche Mängel kann ich dem Express-Team melden. Dann werden sie mit einer Sofortmassnahme behoben. Aber dann gibt es leider auch die komplexeren Geschichten. Und da dauert es dann eben», so Dave Durner. Immerhin: Rund 300 Spots in der Stadt Zürich konnten er und sein Kollege inzwischen als «fixed» markieren. Zudem kommt es sogar vor, dass Stadträtin Karin Rykart persönlich Stellung bezieht, hier etwa zur Velovorzugsroute Basler-/Bullingerstrasse.
Zoome rein und schau, ob es in deiner Gemeinde (viele) Einträge auf Bikeable hat.
Bikeable in Uster und Winterthur
Auch in der Stadt Uster wird Bikeable rege genutzt: Auf dem Gemeindegebiet sind rund 60 Spots erfasst, auffällig viele davon in der Kategorie «Fame», in der die Userinnen und User keinen Tadel, sondern Lob aussprechen. Die Stadt nutzt die Plattform, um die zahlreich umgesetzten Verbesserungen zu kommunizieren. Schön, geht auch was bei den Problemfällen: Sechs Spots in der Kategorie «Shame» sind inzwischen als «fixed» gekennzeichnet.
In der Stadt Winterthur hingegen finden sich weniger Einträge als in Uster, obwohl hier mehr als drei Mal so viele Menschen leben wie in Uster. Zudem gibt es keine Problemstellen, die behoben wurden. Das rührt daher, dass Bikeable im Departement Bau und Mobilität der Stadt Winterthur kaum Beachtung findet: «Für die Stadt Winterthur wurde vor einiger Zeit eine umfassende Schwachstellenanalyse für den Fuss- und Veloverkehr gemacht», schreiben die Verantwortlichen auf Anfrage. Zusammen mit der Meldemöglichkeit über den Stadtmelder und den von Pro Velo Winterthur zur Verfügung gestellten Infos habe man eine sehr gute Grundlage, um aktiv an den Schwachstellen zu arbeiten. «Wir verzichten daher aktuell bewusst auf die aktive Bewirtschaftung der Plattform Bikeable.» Man schaue sich aber gelegentlich die Einträge an und nähme die noch fehlenden Schwachstellen – und natürlich auch das Lob – gerne auf.

Beispiele von Bikeable-Einträgen, die Wirkung erzielt haben.

Bikeable-Einträge erzielen Wirkung
Gar nicht genutzt wird Bikeable von der kantonalen Fachstelle Veloverkehr. Die Begründung: «Da wir weder Aufgaben für Unterhalt noch für Sofortmassnahmen wahrnehmen, hat Bike-able aktuell kaum Nutzen für uns.»
Nichtsdestotrotz möchte Pro Velo die Velofahrenden auch ausserhalb von Zürich und Uster motivieren, Lob und Tadel via Bikeable auszusprechen. Denn was nicht ist, kann ja noch werden. Zudem nutzt Yvonne Ehrensberger, Geschäftsleiterin von Pro Velo Kanton Zürich, Bikeable regelmässig als Infoquelle – etwa, wenn es darum geht, ein neu aufgelegtes Strassenbauprojekt zu beurteilen oder den Druck auf eine bestimmte Gemeinde zu erhöhen.