Die WM ist eine verpasste Chance

Die WM ist eine verpasste Chance

Zürich ist nicht Paris – leider.

Paris nutzte die Olympischen Spiele für die Transformation der Stadt. Zürich hingegen hat diese Chance verpasst: Die Rad- und Paracycling-WM bringt den heimischen Velofahrenden nichts.

«Wo ein Wille, da ein Veloweg», verkündete die Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch am ersten nationalen Veloforum im Mai stolz. Doch dabei ging es nicht etwa um die versprochenen Velovorzugsrouten in der Stadt Zürich, sondern um die Realisierung der Rennstrecke während der Rad- und Paracycling-Weltmeisterschaften in Zürich.

Die Stadt Zürich steht auf Grossanlässe mit internationaler Ausstrahlung: Nebst der internationalen Standortförderung soll im Rahmen der Begleitmassnahmen für die Rad- und Paracycling-WM die breite Bevölkerung für den Radsport, aber auch fürs Velo ganz allgemein begeistert werden.

Ein ambitioniertes Ziel. Denn so richtig spürbar ist die Euphorie bisher noch nicht. Kritische Medienbeiträge zu geplanten Verkehrseinschränkungen und abgeschliffenen Inseln verbreiten eher Frust als Begeisterung für die Veloförderung.

Paris: Velowege für die olympischen Spiele.

Die neue Olympiste auf der Pont du Carrousel im Modell.

Paris hat die Chance genutzt

Wie ein Grossanlass ambitionierten Zielen zum Durchbruch verhelfen könnte, haben die Olympischen Sommerspiele in Paris gezeigt: Die Bürgermeisterin Anne Hidalgo springt für einen Schwumm in die gesäuberte Seine und die Welt schaut zu. Sie hat damit geschafft, was viele vor ihr ebenfalls angekündigt haben, aber seit 100 Jahren verboten war.

Paris nutzt den internationalen Auftritt auch für die Transformation der Stadt in Richtung nachhaltige Mobilität. Mit den sogenannten «Olympiste» liess Bürgermeisterin Hidalgo Radwege bauen und das Velonetz in kurzer Zeit auf 415 Kilometer erweitern. Um die Spielstätten liess die Magistratin Veloabstellplätze in grosser Zahl schaffen und die Anzahl Leihvelos in der Stadt erhöhen. Und als Sicherheitsmassnahme liess sie Gebiete grossräumig für den motorisierten Verkehr sperren.

Mit Erfolg. Auf der Strasse sagt man sich: Es sei noch nie so angenehm gewesen, sich zu Fuss und mit dem Velo in Paris fortzubewegen, wie in dieser Zeit. Die Velonutzung hat sich im Vergleich zum Vorjahr wiederum deutlich gesteigert.

Zürich hat die Chance verpasst

Und in Züri? Konkrete Infrastrukturverbesserungen rücken immer ein Stückchen weiter in die Zukunft. Die WM steht jedoch bereits vor der Tür. In Winterthur hängt über einer Baustelle seit einem Jahr ein Banner mit der Startlinie. Immerhin. Happy Cycling!

Paris: Velowege für die olympischen Spiele.

About The Author

Yvonne Ehrensberger

Geschäftsleiterin Pro Velo Kanton Zürich

1 Comment

  1. Oliver

    Nicht nur eine verpasste Chance. An der Absperrungen entlang der Strecke zeigt sich, welche Prioritäten gesetzt werden, wenn der Platz wirklich knapp ist. Schon ab Dienstag, 17.9. sind die Kreuzungsmöglichkeiten für Velos und Fussgänger vom Seebecken über die Bellerivestrasse blockiert worden (z. B. auch die ausgeschilderte Veloverbindung in Richtung Falkenstrasse). Man muss sehr grosse Umwege fahren bzw. laufen, um vom See ins Seefeld zu kommen. Allerdings ist der Autoverkehr auf der Bellerivestrasse nicht tangiert worden, hat stadtauswärts sogar profitiert, weil die Ampeln grösstenteils ausgeschaltet worden sind (braucht man ja nicht mehr, wenn keine nicht-motorisierten Verkehrsteilnehmer queren). An der tatsächlichen Umsetzung zeigt sich, welche Verkehrsteilnehmer wichtig sind bzw. ernst genommen werden. Und dass der Slow-Up Zürichsee am 29.9. erst ab Meilen beginnt, und nicht wie im Jahr 2023 schon ab Zürich — das passt genau ins Bild. Soll die bürgerliche Presse lamentieren so viel sie will, in Wirklichkeit wird leider der motorisierte Verkehr priorisiert.

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