Velofahren in Rotterdam

Velofahren in Rotterdam

Aus der Serie «Austauschsemester in einer Velostadt».

Désirée (29) hat ein Austauschsemester in Rotterdam verbracht. Im Interview erzählt die Primarschullehrerin, wie sich das Velofahren in der zweitgrössten Stadt der Niederlande angefühlt hat – und was der Unterschied zu Zürich ist. 

Velofahren war für Désirée nichts Neues, als sie für ihr Studium nach Holland kam: Schon in der Stadt Zürich war sie zuweilen auf zwei Rädern unterwegs gewesen, aber nie so oft wie in Rotterdam. Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz bewältigte sie täglich fast 23 Kilometer mit einem alten Rennrad von Cilo. Später sattelte sie auf ein E-Bike um. Heute absolviert sie eine Zusatzausbildung in Bern und pendelt mit dem Velo an den HB Zürich.

Warum hast du Rotterdam für dein Austauschsemester gewählt?

Ich wollte eigentlich nach Schweden oder Dänemark. Die Niederlande war aber auch hoch im Kurs. Schlussendlich war es dann Zufall.

War der gute Ruf als Velostadt auch ein Beweggrund?

Ja, definitiv.

Wie hast du das Velo in Rotterdam genutzt?

In Rotterdam machst du einfach alles mit dem Velo. Die Tram in der Innenstadt ist zwar auch nicht schlecht, aber da wartet man häufig ein Weilchen. Gut, ich vergleiche hier mit Zürich (lacht). Aber du denkst eigentlich gar nicht über deine Mobilität nach, du steigst einfach aufs Velo und fährst los. So war ich praktisch jeden Tag auf dem Velo und war mir dessen eigentlich gar nicht bewusst.

Velofahren in Rotterdam

Austauschstudentin Désirée nimmt seit ihrer Rückkehr aus Rotterdam auch in Zürich öfters das Velo – aber nie ohne Helm. 

Wie hat sich das Velofahren in Rotterdam angefühlt?

Einfach nur toll! Meine schönsten Momente erlebte ich wahrscheinlich auf dem Velo. Ich konnte die ganze Stadt ohne Hindernisse entdecken. Auch andere Städte konnte ich ganz einfach per Fahrrad erreichen, was ich unglaublich schätzte. Mit meiner Mitbewohnerin habe ich jeden Tag auf dem Velo geplaudert, weil es ganz einfach war, nebeneinander her zu fahren. Man hat Platz, ist von der Strasse abgetrennt und immer schnell am Ziel. Überall hat es Abstellplätze. Vor allem das Sicherheitsgefühl ist mir in Erinnerung geblieben. Zudem hat man ein unglaubliches Freiheitsgefühl, weil man so flexibel agieren kann.

Was war anders?

Es war eigentlich immer sicher. Konflikte mit Autofahrenden gab es praktisch nie. In Zürich würde ich nie ohne Helm fahren, in Rotterdam hat es mich überhaupt nicht gestört, keinen Helm auf dem Kopf zu haben. Naja, die ewige Windfrisur war manchmal doch etwas nervig (lacht). 

Was war besonders toll?

Auf dem Weg zur Uni gab es vor den Ampeln jeweils Velostau. Das war super, weil ich so mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen bin. Die Stimmung war immer total entspannt!

Velofahren in Rotterdam

Ein Velo nach dem anderen: Das ist Alltag in Rotterdam. 

Fotograf: Iris van den Broek

Hat dich etwas speziell beeindruckt? 

Die hohe Dichte an Müttern und Vätern, die ihre Kinder von A nach B mit den Cargo-Fiets transportiert haben. Auch Kinderwagen, Bierkisten und Umzugsmaterial wurden kurzerhand aufs Velo gepackt. Es ist für die Menschen einfach ganz normal das Velo zu nehmen. 

Was ist dir nach der Rückkehr nach Zürich aufgefallen?

Vor meiner Zeit in Rotterdam bin ich in der Stadt Zürich weniger häufig Velo gefahren. Nach meiner Rückkehr wollte ich dies ändern. Die Sicherheit, die ich in Rotterdam auf dem Velo verspürt habe, vermisste ich ziemlich schnell. Hier muss man permanent aufmerksam sein, was sehr ermüdend ist.

Was würdest du dir für Zürich wünschen?

Einfach mehr Platz fürs Velo, was auch zu mehr Sicherheit führen würde. Eine bessere Veloinfrastruktur, die nicht plötzlich irgendwo aufhört. Sichere Wege, damit alle Menschen, auch die ganz Kleinen, dieses Freiheitsgefühl und diese Flexibilität erleben können.  

Ziehst du persönliche Konsequenzen aus dieser Erfahrung?

Die Mobilität in Rotterdam hat mir aufgezeigt, dass man nicht nur aus ökologischen Gründen aufs Velo steigen sollte, sondern einfach auch weil es so viel Spass machen kann.

Velofahren in Rotterdam

Veloweg in der ersten Reihe

Der Veloweg führt in Rotterdam direkt vor dem Hauptbahnhof vorbei. In Zürich warten an dieser Stelle die Taxis. 

Velofahren in Rotterdam

Abgetrennte Velospur

Velowege in Rotterdam sind nicht nur mit roter Farbe markiert, sondern oft auch baulich von der Autospur abgetrennt.

Velofahren in Rotterdam

Kinder sicher unterwegs

In Rotterdam werden kleine Kinder ins Cargobike gepackt. Sobald sie etwas grösser sind, fahren sie selber Velo. 

About The Author

Andrea Freiermuth

Leiterin Kommunikation & Events bei Pro Velo Kanton Zürich

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